Wie geht man damit um, wenn das Grundwasser innerhalb eines Betriebs nicht wieder aufgebaut werden kann? Besorgt beobachten die Gärtner Annette Glaser und Boris Laufer, dass das verbrauchte Wasser für die Bewässerung in ihrer Gärtnerei die Menge des Jahresniederschlags im Bezug zur Gesamtfläche übersteigt. Es stellt sich die grundlegende Frage, wie Niederschläge in der hier besser gespeichert werden können – vor allem da der Regen im Zuge des Klimawandels immer seltener, aber stärker zu erwarten ist.
Aus diesem Grund ist der Betrieb Projektpartner von „Wasser auf den Flächen halten!“. Das Klimapraxis-Projekt will Maßnahmen identifizieren, die der Landwirtschaft helfen besser mit Wasserknappheit durch Dürre sowie mit gelegentlichen Starkregenereignissen umgehen zu können. Hierfür sollen in Brandenburger Betrieben exemplarisch Maßnahmen des Wasserrückhalts geplant und umgesetzt werden. Die Gärtnerei Apfeltraum ist der erste Betrieb, auf dem sich nun Ergebnisse sehen lassen.
Hier in der märkischen „Streusandbüchse“ werden in der Demeter-Gärtnerei rund 30 verschiedene Gemüsearten und Kräuter auf zwölf Hektar angebaut. Der Hauptschwerpunkt liegt im Fein- und Frischgemüseanbau. Seit 2017 ist die Gärtnerei ein Betrieb der Solidarischen Landwirtschaft mit derzeit 180 Mitgliedern und elf Verteilstellen in Berlin und der näheren Umgebung. Methoden der regenerativen Landwirtschaft werden seit Jahren angewendet. Gehölzpflanzungen und die Renaturierung von Teichen wurden in den Betrieb integriert. So wurden 2020 und 2021 zwei wasserundurchlässige Teiche gebaut, die mit Folie abgedichtet sind und Naturschutzfunktionen erfüllen, insbesondere der Wiederansiedlung von Amphibien.
Bei unserer Bestandsaufnahme beschrieben die Betriebsleiter*innen, dass im Fall von mäßigem bis stärkerem Regen zu viel Wasser ankommt, um auf der Fläche gehalten zu werden. Zugleich wird mit Pumpen Wasser für die Bewässerung des Gartenbaus und der Gewächshäuser aus dem Grundwasser geholt. Gewünscht waren weitere oberflächliche Gewässer auf der kleinstrukturierten Fläche um größere Mengen Regenwasser speichern können, das langsam in die Fläche wieder abgeben werden soll. Bei unserer Bestandsaufnahme zeigte uns Betriebsleiter Boris Laufer das Rückhaltebecken, in dem der Regen gespeichert wird, der auf die 2.000 Quadratmeter große Dachfläche der Gewächshäuser fällt. Das Wasser kann zum Bewässern genutzt werden. Im Sommer muss zusätzlich Wasser aus dem Grundwasser gepumpt werden und wird ins Becken gefüllt, um mit mehr Druck bewässern zu können. Im Winter und im nassen Frühjahr jedoch, wenn das Becken randvoll läuft, wird das überschüssige Wasser bisher ungenutzt abgeleitet.
Im Rahmen des Projekts entstand nun, mit Unterstützung des Planungsbüros VerbindungsVielfalt, ein Überlauf mit einem mäandrierenden Graben. Dieser verläuft mitten durch die Gartenbaufläche und nimmt das Wasser auf, so dass es langsam versickern kann. Mittlerweile ist der Graben gut mit Gras bewachsen. Es wird überlegt, an seinem Ende einen Pfuhl anzulegen, in dem sich die kleine Tierherde des Betriebs mit Rindern, Schafen und Eseln suhlen könnte und der der Artenvielfalt zugute kommt. Um den Wasserbedarf weiter zu verringern, experimentieren Boris Laufer und Annette Glaser in diesem Jahr mit Mulchversuchen, etwa im Kohl.
Aktuell werden Erfahrungen mit den ersten "Flutungen" des Grabens gesammelt, um das System konsekutiv weiterzuentwickeln. Die Wasserrückhaltung funktioniert im Moment sehr gut, soll aber ausgeweitet werden. In diesem Zusammenhang wurden an einigen Stellen des Grabens bereits weitere Vertiefungen etabliert. Dadurch kann kurzfristig noch mehr Wasser aufgenommen und langsam versickert werden. Zudem hat es einen interessanten ökologischen Aspekt: Mit der vorgenommenen Vertiefung wird zunehmend eine lehmige Schicht erreicht, die weniger wasserdurchlässig ist. Dadurch bilden sich hier kleinen Pfützen, in denen sich das Wasser nach dem Regen länger hält und Insekten als kleine Tränke zur Verfügung steht.
Wir erwarten, dass über Beobachtung und Weiterentwicklung noch ganz vielfältige Kleinststrukturen entstehen, die der Biodiversität ein Tor öffnen. So soll der Mäander an das bereits geschaffene künstliche Kleingewässer angeschlossen werden, um es mit Wasser zu versorgen. Ein weiterer Themenkomplex, den das Projekt auf Hof Apfeltraum vorantreiben will, ist eine Reduktion des Verbrauchs von Brunnenwasser. Wir planen die aktuell notwendige Bewässerung getrennt nach Freiland und Gewächshaus zu erfassen. Daran anknüpfend sollen Versuche mit Heumulch gestartet werden, um Rückschlüsse auf die unterschiedlichen Bodenfeuchte zu ziehen und gegebenenfalls die Bewässerung anzupassen und zu reduzieren. Ergebnisse und Neuigkeiten dazu werden wir auf dieser Webseite veröffentlichen.