Keyline Design

Während die positiven Wirkungen der Agroforstwirtschaft bereits öffentlich diskutiert werden, ist Keyline Design im deutschsprachigen Raum noch relativ unbekannt. Dabei kann die komplexe Gestaltungsmethode die Wasserrückhaltefähigkeit von Landschaften deutlich verbessern.

Was ist Keyline Design?

Keyline Design ist eine komplexe Methode zur Gestaltung von Landwirtschaftsbetrieben. International bekannt ist sie insbesondere dafür, dass mit ihren Prinzipien Wasser auf einer Fläche verteilt werden und besser für die Pflanzen zur Verfügung stehen kann. Eingesetzt werden kann Keyline Design zum Wassermanagement als Hochwasserschutz, gegen Bodenerosion durch Starkregen sowie in Dürreregionen gegen eine Austrocknung des Bodens. Es ist damit eine wirkungsvolle Methode zur Anpassung an den Klimawandel, die nicht nur für Landwirte, sondern auch für Kommunen ein großes Potenzial besitzt.

Keyline Design – zu deutsch Schlüssellinienbearbeitung – eignet sich sowohl für hügelige als auch flache Standorte. Es ist damit möglich, den Oberflächenabfluss wie auch den Zwischenabfluss in den oberen Bodenschichten zu lenken. Voraussetzung ist eine umfassende Planung, auf deren Grundlage verschiedene Maßnahmen umgesetzt werden. So könnten etwa

- an die Geländekontur angepasste Versickerungs- und Bewässerungsgräben gezogen,
- verschiedene Arten der Tiefenlockerung durchgeführt,
- Speicherbecken angelegt und
- Agroforststreifen gepflanzt werden.

In der Regel geht es darum, das durch Niederschläge verfügbare Wasser auf bestmögliche Weise aufzunehmen, zu verteilen und zu speichern, im Englischen „slow, spread and soak water into the soil“. Der Begriff Keyline – Schlüssellinie – geht auf den Australier P.A. Yeomans zurück, der schon in den 1940er Jahren grundlegende Prinzipien zur Führung und Gestaltung von Landwirtschaftsbetrieben formuliert und 1954 in "The Keyline Plan" sowie 1973 in seinem Klassiker „Water für Every Farm“ publiziert hat. Weiterentwickelt wurden die Ideen unter anderem von dem Amerikaner Mark Shepard, der seine praktischen Ansätze 2020 im Buch „Water for Any Farm“ veröffentlichte.

In Europa stößt die Methode auf immer stärkeres Interesse und wird bereits von innovativen Betrieben in etlichen Ländern umgesetzt. Dabei ist es notwendig, die ursprünglichen Prinzipien an europäische Verhältnisse anzupassen. In Deutschland gibt es bisher nur wenige Berater sowie ein auf Keyline Design spezialisiertes Planungsbüro (www.baumfeldwirtschaft.de). Dieses arbeitet mit moderner Vermessungstechnik, Fernerkundung und hydrologischen Modellierungen sowie weiterentwickelten, neuen Planungsgrundsätzen. Insbesondere das Niederschlagsmanagement im Hochwasser- und Erosionsschutz setzt eine fachkundige Planung voraus, in der verschiedene Disziplinen zusammenarbeiten, um Kenntnisse von Hydrologie, Erd- und Wasserbau, Meteorologie und Bodenkunde sowie Agrar-und Forstwissenschaften zu vereinen.

Keyline Design auf dem Waldpferdehof 

Auf dem Waldpferdehof bei Müncheberg entstand ein Leuchtturmprojekt des NetzwerkWasserAgri.

Keyline in Hanglagen und im Flachland

Um in Hanglagen Wasser auf einer Fläche zu halten, werden Strukturen angelegt, die waagrecht zur Falllinie verlaufen. Diese Furchen oder Gräben können so gezogen werden, dass sie ohne oder mit leichtem Gefälle verlaufen und damit der Oberflächenabfluss aufgefangen wird. Dieser bleibt dann in den Rinnen stehen und kann langsam versickern. Es soll verhindert werden, dass sich Regen in Ablussrinnen sammelt, den Hang hinunterläuft und wertvoller Boden weggeschwemmt wird. Bei einer solchen an das Gelände angepassten Linienführung mit mehreren Furchen untereinander ist zu beachten, dass die landwirtschaftlichen Flächen dazwischen mit Maschinen bearbeitet werden können.

Entlang der Gräben können auch Gehölze gepflanzt werden, die vom versickernden Wasser profitieren können. In Gebieten mit häufigerem Starkregen kann zudem der Abfluss reguliert werden, etwa durch Rohrsysteme mit Rückstau- und Auffangbecken. 

Auch im Flachland oder bei nur wenig geneigten Flächen können stärkere Regengüsse zu Bodenerosion führen, gerade bei sandigen bis tonigen Böden mit geringer Aufnahmekapazität. Keyline Design bietet hier vielfältige Möglichkeiten. So können zum einen Gräben und Mulden zur Versickerung angelegt werden, um den Wasserrückhalt auf der Fläche zu stärken. Zum anderen können Ackerflächen mit einem sogenannten Tiefenlockerer bearbeitet werden, so dass sich Niederschläge in den tieferen Bodenschichten besser verteilen, ohne dass dies an der Oberfläche sichtbar wird. 

Keyline Design in Brandenburg

In Brandenburg gibt es mehrere Betriebe und Projektpartner, in denen Keyline Design umgesetzt wurde, jeweils im Zuge von Beratungen und Planungen durch Philipp Gerhardt. So wurden auf dem Waldpferdehof bei Müncheberg im Dezember 2021 etwa 160 Nussbäume gepflanzt. In Märkisch Wilmersdorf auf dem Betrieb Wilmars Gaerten wurden Agroforststreifen mit Obstbäumen und Sträuchern in Schlüssellinien gepflanzt. Landwirt Mark Dümichen hat Pappeln und Werthölzer auf dem Acker zur Verhinderung von Winderosion anlegen lassen. Die Agrargenossenschaft Tauche ließ sich ein Keyline Muster zur Tiefenlockerung entwerfen, welche die Feuchtigkeit im Boden ganz ohne Pflanzungen, nur durch Schlitzung besser verteilt. 

Zu Maßnahmen

Vortrag über Keyline Design

In einer Online-Veranstaltung des NetzwerkWasserAgri im Februar 2022 sprach Philipp Gerhard über Hochwasser und Dürreschutz mit Keyline Design.