Durch häufiger werdende Dürren scheint Brandenburg am Anfang einer Versteppung zu stehen. Möchte man die die vielerorts aus dem Gleichgewicht geratenen Wasserkreisläufe wiederherstellen, muss man die Ausgangslage verstehen.
Die Dürre der letzten Jahre wie auch zunehmender Starkregen haben uns gezeigt, wie zu viel oder zu wenig Wasser auch hier in Deutschland unser Leben beeinflusst. Die Extremereignisse werden durch die Klimakrise verstärkt, aber auch durch den Verlust von Vegetation in den letzten Jahrhunderten: Abgeholzte Wälder, versiegelte Flächen, ausgeräumte Agrarlandschaften mit monatelang unbedeckten Böden führen dazu, dass stärkerer Regen nicht mehr vor Ort in der Tiefe versickern kann, sondern über Rinnsale, Bäche und Kanalisation in die Meere abfließt. Auch brauchen wir das Grün, die Pflanzen, vor Ort um Feuchtigkeit zu verdunsten: Vegetation trägt lokal zur Kühlung und global zur Regenneubildung bei. Wie können wir durch eine andere Art der Landbewirtschaftung mehr Wasser auf den Flächen halten, verteilen, speichern und verdunsten, um so besser mit Trockenheit wie Starkregen umgehen zu können? Könnte gar eine andere Art der Landschaftsgestaltung vor Dürre oder Hochwasser schützen und die vielerorts aus dem Gleichgewicht geratenen Wasserkreisläufe wiederherstellen?
Die Klimapraxis zeigt mit zwei Projekten in Brandenburg Möglichkeiten auf, wie in der Landwirtschaft Wasserrückhalt und Verdunstungskühlung gestärkt werden können.
Brandenburg mit seinen vielen Seen ist ein wasserreiches Bundesland. Doch gilt es als eine der trockensten Regionen unseres Landes und wird auch als „märkische Sandbüchse“ oder gar „Sahelzone Deutschlands“ bezeichnet. Einen traurigen Rekord brachte der März 2022, der zu den trockensten seit Beginn kontinuierlicher Wetteraufzeichnung im Jahr 1881 zählte. So fiel in Berlin nur knapp ein Liter Regen pro Quadratmeter, in Brandenburg - als zweittrockenstem Bundesland - regnete es im Durchschnitt nur drei Liter statt den im März üblicherweise über 30 Litern, die die Natur in dieser Jahreszeit so dringend braucht. Seit den Dürrejahren 2018 bis 2020, in denen es monatelang kaum Niederschlag gab, fehlt es den Böden in der Tiefe an Wasser. Zudem sinken die Grundwasserspiegel seit einigen Jahren deutlich, mancherorts um ein- bis eineinhalb Meter. Auch das Bewässern und Abpumpen senkt den Grundwasserspiegel. Die gestiegenen Durchschnittstemperaturen beschleunigen die Verdunstung weiter, ebenso die längeren Vegetationsperioden. Dies wird auch an vielen Gewässern sichtbar, deren Ufer verlanden. Kleine Fließgewässer, Tümpel und Teiche trocknen ebenfalls aus - mit fatalen Folgen für Amphibien und Fische sowie die Artenvielfalt. Die Wälder sind durch die Trockenheit geschädigt, ein Waldumbau ist notwendig. Durch den Klimawandel wird sich die Situation noch verschärfen. Es besteht daher Handlungsbedarf.
Ein weiteres Problem ergibt sich aus dem nahenden Ende des Braunkohletagebaus. Noch wird das Grundwasser abgepumpt, um im Trockenen arbeiten zu können. Das meiste Wasser wird in die Spree geleitet, während Moore und Auen trockengefallen sind und der Wasserhaushalt in der Lausitz verändert wurde. Mit dem zukünftigen Kohleausstieg und dem fortschreitenden Klimawandel dürfte die Trinkwasserversorgung Berlins insbesondere im Sommer schwieriger werden, nach neuen Lösungen wird gesucht. Die Spree könnte bis zur Hälfte ihres Wassers verlieren. Das man diese Herausforderungen nur länderübergreifend angehen kann, zeigt ein Positionspapier der Wasserwirtschaftsverwaltung der Länder Sachsen, Brandenburg und Berlin. Ihnen ist es ein besonderes Anliegen, den gravierenden Folgen des Kohleausstiegs in der Lausitz auf den Wasserhaushalt der Region gemeinsam zu begegnen.
In der Landwirtschaft werden die Wetterveränderungen und langfristigen Prognosen zum Klimawandel mit großer Sorge betrachtet. Viele Landwirte, gerade in den trockeneren Landesteilen, fragen sich: Stehen wir am Anfang einer Versteppung oder sind wir sogar schon mittendrin? Sinkende Ernteerträge im Getreidebau, weiter zunehmende Abhängigkeit von Bewässerung im Gartenbau rücken die Frage der Verfügbarkeit von Wasser ganz oben auf die Agenda.
Die Brandenburger Landesregierung hat im Februar 2022 ein Gesamtkonzept zur Anpassung an den Klimawandel im Politikfeld Wasser veröffentlicht.
Dieses umfasst sowohl das Oberflächenwasser als auch das Grundwasser. Das Landesniedrigwasserkonzept von 2021 wurde darin eingebunden mit Umsetzungsstrategien, um durch Wasserrückhalt in der Landschaft und ressourcenschonenden Umgang mit Wasser das Management von Niedrigwasser zu verbessern.
Als ressortübergreifende Klimaschutzstrategie wird zurzeit wird der Klimaplan Brandenburg, erarbeitet, der darauf abzielt, bis spätestens 2045 Klimaneutralität zu erreichen.
Maßnahmen DEs Wasserrückhalts