Im Rahmen des Klimapraxis-Projektes „Netzwerk Wasserrückhaltung und Verdunstungskühlung in der Landbewirtschaftung durch Keyline Design und Agroforst“ besuchten wir am 29. und 30. September 2021 das 8. Forum Agroforstsysteme des Deutschen Fachverbandes für Agroforstwirtschaft (DeFAF) e.V. im sachsen-anhaltinischen Bernburg.
Die zurückliegenden Dürrejahre beschäftigten die Teilnehmer*innen und Referent*innen des Forums und spiegelten sich im Vortragsprogramm wider. Zwar ist die moderne Landwirtschaft eine Erfolgsgeschichte, wenn man die massenhafte Kalorienproduktion als Kriterium nimmt, allerdings eine mit erheblichen Nebenwirkungen. Insbesondere Landwirte äußerten Sorge um ihre Zukunft. Man muss die Fehler der Vergangenheit ins Auge fassen und korrigieren. Ein großer Wurf für benötigte Veränderungen ist mit der herkömmlichen Agrarproduktion nicht zu erreichen, da waren sich die Teilnehmer einig.
Agroforstsysteme hingegen sind ein greifbarer Vorschlag zu besserem Landmanagement und Gegenmodell zur intensiven Landwirtschaft. Anhand kleinteiliger und multifunktional ausgerichteter Landbewirtschaftung kann den mannigfaltigen Problemen der Zukunft entgegengetreten werden – Von der Klima- und Biodiversitätskrise bis zur Ernährungskrise mit einer ganzen Generation fehlernährter Kinder in Industrieländern bei gleichzeitigem Hunger in Entwicklungsländern. Denn die Agroforstwirtschaft adressiert Probleme auf mehreren Ebenen und bietet Chancen ökologischer, ökonomischer und sozialer Natur.
Auf ökologischer Ebene verbessern Agroforstsysteme Landschaftsstruktur, Mikroklima und Wasserretention. Sie schaffen neue Lebensräume und vermindern Erosion und Nährstoffverluste. Ökonomisch steigern sie die Gesamtflächenerträge durch die Etablierung neuer und zusätzlicher Produkte. Dies mindert betriebliche Risiken und birgt Potential für höhere Deckungsbeiträge. Außerdem lässt sich der Landschaftswert von Agroforstsystemen vermarkten. Dies geht Hand in Hand mit der sozialen Perspektive. Agroforstsysteme sind nicht nur eine positive intrinsische Mission für Landwirte, sie werden auch durch die Gesellschaft positiv wahrgenommen und präsentieren die Landwirtschaft als Teil der Lösung. Zudem tragen Agroforste durch Produkte wie Obst und Nüsse zu einer gesünderen Nahrungsmittelversorgung bei.
In Zukunft soll es für Landwirt*innen einfacher und lohnender werden, Agroforstsysteme umzusetzen. Hierzu müssen, wie auf dem DeFAF Forum vielfach diskutiert, noch vielfach institutionelle Barrieren überwunden und auf Fördermöglichkeiten hingewirkt werden. Zudem ist ein Umdenken auf der Betriebs- und Landschafts-Ebene und die Zusammenarbeit von Landwirt*innen erforderlich. Das wollen wir mit unserem Projekt „Netzwerk Wasser Agri“ unterstützen.
Ziel des Projektes ist es, die Bedeutung von Verdunstungskühlung und Wasserrückhalt in Brandenburg durch Landschaftsgestaltung, Agroforst sowie vertikale Bodenbearbeitung und Fruchtfolgemanagement in das Bewusstsein der landwirtschaftlichen Akteure, Praktiker, Anbauverbände, sowie der interessierten Öffentlichkeit, Wissenschaft und nicht zuletzt auch der Politik zu bringen. Hierzu wird auf dem Waldpferdehof in Müncheberg exemplarisch ein Agroforstsystem nach dem Methodenansatz des Keyline Designs inklusive Baumpflanzungen umgesetzt. Des Weiteren werden bestehende, innovative Umsetzungen auf brandenburgischen Betrieben kommuniziert. Durch Filme, Tagungen, Vorträge, Veröffentlichungen und eine Website wird innovatives Wissen verbreitet. Praktiker sollen etwa durch Feldtage oder Exkursionen vernetzt und Wissen zwischen ihnen ausgetauscht werden, auch mit Beratungen online und vor Ort.
Die Folien der gehaltenen Vorträge auf dem 8. Forum Agroforstsysteme werden in Kürze auf der Webseite des DeFAF veröffentlicht.