Am 25. Oktober verbrachten wir einen inspirierenden Tag in der Märkischen Schweiz. Dreißig Teilnehmer*innen folgten unserer Einladung zu einem Monatstreffen von Demeter im Osten in Kooperation mit der Klimapraxis. Das Ziel der Veranstaltung war es, die Lösungen zweier Betriebe zur nachhaltigen Wasserrückhaltung zu erkunden, die im Rahmen der Projekte "NetzwerkWasserAgri" und "Wasser auf den Flächen halten!" entwickelt wurden.
Der Tag begann mit einem Besuch in der Gärtnerei Apfeltraum. Hier besichtigten die Teilnehmer*innen eine unkomplizierte, aber eindrucksvolle Maßnahme zur Wasserrückhaltung: einen mäandrierenden Graben, in den Wasser hineingepumpt werden kann, das von den Gewächshausdächern stammt und in einem Teich gesammelt wird (Das obige Foto zeigt einen weiteren Folienteich für Amphibien als Naturschutzelement). An regnerischen Tagen wird der Graben als Überlauf genutzt, was wir sehen konnten. Er schlängelt sich durch die Gartenbaufläche, sodass das Wasser langsam versickern kann. Betriebsleiter Boris Laufer möchte so überschüssiges Regenwasser wieder dem Grundwasserspeicher zuführen. Zwar verfügt der Gartenbaubetrieb mit dem Teich über ein Retentionsbecken, doch müssen die Kulturen zusätzlich mit Grundwasser bewässert werden – vor allem in den vergangenen trockenen Sommern. Boris berichtet, dass sich die Böden in den letzten Jahren bereits nach einer Woche ohne Regen anfühlten, als wären es schon fünf Wochen ohne Niederschlag. Zudem sieht er Nutzungskonflikte kommen. Während Privatpersonen im Sommer nicht mehr unbeschränkt gießen dürfen, können Gartenbaubetriebe weiter bewässern. Dies könnte in Zukunft zu Unverständnis führen, und Betriebe müssen Antworten darauf finden. Die Gärtnerei plant, die Wassernutzung zukünftig genauer zu erfassen, um den Wasserverbrauch weiter zu optimieren.
Nach der Flächenbegehung teilten die Teilnehmer*innen ihre Probleme und Gedanken zum Wasserrückhalt auf den eigenen Betrieben. Viele von ihnen interessierten sich für die Möglichkeit, Wasser von den Dächern ihrer Foliengewächshäuser zu sammeln. Eine solche Maßnahme werden wir bis 2024 dem Good Food Syndicate umsetzen. Weitere Ideen wurden angebracht, darunter die Wasserspeicherung durch Humusaufbau, die Regulierung von Entwässerungsgräben, die Nutzung von Tauwasser und Regenwasser von Hausdächern. Man war sich einig, dass die Wasserspeicherung an Bedeutung zunehmen wird. So ständen die Flächen im Frühjahr oft unter Wasser, während im Sommer ein Mangel herrscht.
Nach der anregenden Diskussion und einer leckeren Gemüsesuppe brachen wir auf und besuchten den Waldpferdehof. Hier ist eine aufwändigere Maßnahme zur Wasserrückhaltung zu sehen. Eine Baumpflanzung im Keyline Design hält das Wasser bei Starkniederschlägen auf der Fläche. Hierfür wurden an einem Hang Gräben und Wälle geschaffen, die waagrecht zur Falllinie verlaufen. Die Gräben können nun den Oberflächenabfluss auffangen und das versickernde Wasser kommt den angepflanzten Bäumen zugute. Die erste Erfahrung der Betriebsleiter*innen Jan Sommer und Carmen Becker waren äußerst positiv. Bei einem großen Starkregenereignis im Juli standen die Keylines randvoll, insbesondere oben auf der Kuppe, und das Wasser war bereits am nächsten Tag versickert und verblieb so auf der Fläche, ohne dass es zu Erosionsschäden kam wie wenige Meter daneben, wo junge Möhrenpflänzchen weggespült wurden.
Allerdings gab es auch Herausforderungen, vor allem in der Pflege der Jungbäume. Ein großes Problem ist die Wühlmaus. Der Draht, der die Haseln schützen sollte, war anstelle der geplanten drei Jahre bereits nach einem Jahr durchgerostet. Viele der Bäume wurden angefressen und fielen aus. Die Lösung des Waldpferdehofs ist nun die Beweidung der Fläche mit ihren Pferden. Die natürlichen Landschaftsgärtner erweisen sich als äußerst hilfreich, um die Mäusepopulation in Schach zu halten. Eine weitere Herausforderung ist die Bewässerung der Bäume. Die Unterstützung durch die Solidarische Landwirtschaft (Solawi) „Ackerwesen“ spielt hier eine entscheidende Rolle. Die Zusammenarbeit mit den Verbrauchenden der Solawi ermöglicht es, die Bäume gut zu bewässern und zu pflegen, bis sie in einigen Jahren ertragreiche Ernten abwerfen können.
Um die Herausforderungen der Jungbaumpflege in Angriff zu nehmen sowie bewährte Praktiken zu diskutieren, veranstalten wir am 6. Dezember eine Tagung im Haus der Natur in Potsdam. Bei diesem Jungbäumetag geben Planer*innen, Landwirt*innen und Gärtner*innen Einblicke in ihre Erfahrungen bei der Pflanzung und Pflege von Agroforstsystemen, Streuobstwiesen und Co. Mit diesem Austausch und der gemeinsamen Suche nach innovativen Lösungen wollen wir dazu beitragen, praktisches Wissen zu verbreiten.
Titelfoto: Katharina Heid, Demeter im Osten