Trotz eines regnerischen Vormittags ließen sich die Teilnehmer*innen aus unserem Netzwerk nicht davon abhalten, den Feldtag auf dem Gemüsebaubetrieb Good Food Syndicate zu besuchen. Am 11. September 2024 hatten wir dazu eingeladen, hier praxisnahe Lösungen zur Verbesserung des Mikroklimas und der dezentralen Wasserspeicherung zu erleben. Unsere Gastgeber waren Lena und Philipp Adler, die ihren Betrieb mit einem Agroforstsystem und einem Regenwasserspeicher zukunftsfähig aufgestellt haben. Auch wenn das Wetter auf den ersten Blick ungemütlich erscheinen mochte, so passte es doch perfekt zu dem, worum es an diesem Tag ging: Wasser. Die durchschnittliche Niederschlagsmenge auf dem Betrieb Good Food Syndicate liegt bei ca. 470 mm pro Jahr. In den letzten Jahren waren die Sommer jedoch von zunehmender Trockenheit geprägt, was die Wasserversorgung stark belastete. Der Einsatz von Brunnenwasser ist reglementiert und darf nur mit einer maximalen Entnahmemenge von acht Kubikmetern pro Stunde genutzt werden. Zudem ist Brunnenwasser aufgrund seiner niedrigen Temperatur nicht ideal für den Gemüseanbau.
Um diesen Herausforderungen zu begegnen, hat Philipp Adler ein für seinen Betrieb maßgeschneidertes Wasserretentionssystem entwickelt. Dieses System soll zukünftig das Regenwasser von den 1.500 Quadratmetern Folientunnel auffangen und in zwei großen Langplattentanks mit je 40.000 Litern Fassungsvermögen speichern. Diese stehen in einem ausgehobenes Loch, dass auf dem Betrieb schon vorhanden war. Ein Tank wird der Speichertank sein und einen Überlauf in den zweiten Tank haben. Besonders wichtig bei der Umsetzung des Projekts ist die Positionierung der Tanks und der Aufbau der Leitungen. Da an den Folientunneln keine Regenrinnen angebracht werden können, wurden spezielle Folienstreifen und Rohre verlegt, um das Regenwasser aufzufangen und weiterzuleiten. Die Rohre sollen das Wasser zunächst über ein Gefälle in eine Zisterne leiten, die als Zwischenspeicher dient. Von dort wird es mittels einer Pumpe in die Tanks geleitet, da das Gefälle selbst hierfür nicht mehr ausreicht. Das gesammelte Regenwasser soll dann zur Bewässerung in den Folientunneln genutzt werden. Ziel des Systems ist es, eine ausreichende Wassersäule zu schaffen, um die Tröpfchenbewässerung ohne den Einsatz von Strom zu betreiben. Aber auch eine Solarpumpe zur Wasserförderung ist in Planung, um den Energiebedarf des Systems weiter zu senken und die Betriebskosten zu reduzieren. Sollte das Niederschlagswasser nicht ausreichen, soll Brunnenwasser in die Tanks gepumpt werden, wo es sich erwärmen und nachts über die Wassersäule verteilt werden kann.
Neben der Wasserretention setzt Good Food Syndicate auf ein Agroforstsystem, das ebenfalls in Zusammenarbeit mit der Klimapraxis entwickelt wurde. Hierbei wurden 54 Kastanienbäume gepflanzt, deren Austriebe in diesem Jahr bis zu 60 Zentimeter erreichten. Diese Bäume tragen zukünftig nicht nur zur Verbesserung des Mikroklimas bei, indem sie Schatten spenden und die Verdunstung reduzieren, sondern fördern auch die Biodiversität. Durch die Agroforstwirtschaft haben sich Nützlinge wie das Mauswiesel und die Ringelnatter auf dem Betrieb angesiedelt. Die Planung und Umsetzung des Agroforstsystems erfolgte unter Einbeziehung einfacher Planungsinstrumente und mit Unterstützung durch die Daniel Schlegel Stiftung und der Baumschule Resilia. Der Verpächter des Landes ließ sich von den positiven Wirkungen von Agroforsten überzeugen und stimmte der Anpflanzung der Bäume zu.
Die Besucher*innen des Feldtags zeigten sich sehr beeindruckt von der Innovationskraft der Adlers und konnten praxisnahe Impulse mitnehmen. Wir freuen uns schon darauf, das fertiggestellte System zur Wasserretention zu besuchen.